Bierhefe in der Fütterung – Unterwegs im Dschungel der Deklaration von Ergänzungsfuttermittel
Bierhefe ist seit vielen Jahren eine der beliebtesten Futterergänzungen für Pferde. Durch ihre wertvollen und vielfältigen Inhaltsstoffe wie auch ein hoher Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren kann sie entsprechend vielseitig eingesetzt werden.
Das Angebot an Produkten mit Hefe des Stamms. „Saccharomyces cerevisiae“ ist mittlerweile kaum mehr überschaubar. Doch gerät genau diese auch immer wieder in die Diskussion. Grund dafür könnte der wilde Dschungel der Deklarationen sein, denn die vermeintlichen Bierhefen sind nicht gleich „echte“ Bierhefen… Von Backhefe und Lebendhefe zu Bierhefe, Biertreber-Hefe und MOS – wo liegen die Unterschiede, welches Produkt ist sinnvoll und welche Hefe eignet sich nicht für die Pferdefütterung?
70% des Immunsystems liegen im Darm
Lange Zeit wurde der Darm des Pferdes als reines Verdauungsorgan betrachtet. Die Rolle des Darms, die er beim Thema Stoffwechsel bzw. Immunsystem spielt, wurde völlig unterschätzt. Dabei liegen ungefähr 70 % der Immunzellen im Darm, 80 % der Abwehrreaktionen finden hier statt.
Durch das Verbreiten dieser Erkenntnis gewinnt das komplexe Gefüge der Beschaffenheit der Mikrobiota im Darmtrakt der Pferde in der Fütterung stetig mehr an Bedeutung. Die Darm-Mikrobiota ist sehr sensibel und störanfällig, so kann ein Fehler im Haltungsmanagement sehr leicht zum Auslöser dafür werden, dass diese aus dem Gleichgewicht gebracht werden.
Großen Einfluss auf die Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota und das Milieu im Dickdarm hat die Fütterung. Stark industriell verarbeitetes, mit diversen künstlichen Zusatzstoffen versetztes oder sehr stärkereiches Pferdefutter kann zu einer Verschiebung der Mikro-Organismen führen. Letzteres Futter führt z.B. zum Anstieg von Bakterien, die Stärke verwerten und Laktat produzieren, während die Anzahl der für die Faserverdauung zuständigen zellulolytischen Bakterien sinkt.
Auch Antibiotika, Wurmkuren u.v.m. können eine Dysbiose auslösen. Herrscht ein Ungleichgewicht in der Darm-Mikrobiota kommt es oftmals auch zu Problemen in der Nährstoffaufnahme. Als fütterungsbedingte Unterstützung für eine ausgeglichene Darm-Mikrobiota wird gern auf Bierhefe zurückgegriffen, die eine Vielzahl an wertvollen Nährstoffen liefern kann.
Die natürlichen Wirk- und Nährstoffe der Bierhefe fördern eine intakte Verdauung und beugen Verdauungsstörungen vor. Doch Vorsicht. Es besteht Verwechslungsgefahr.
Zurück zur Basis: Hefe ist nicht gleich Hefe – Vorsicht, Kolikgefahr!
Echte Bierhefe ist ein Futtermittelrohstoff, der durch die Fermentation ausgewählter Flüssig- und Getreiderohstoffe mit Hefe der Gattung Saccharomyces cerevisiae und der Trocknung des gesamten Kulturmediums ohne Zerstörung der Hefefaktoren, B-Vitamine und anderer Fermentationsprodukte erzeugt wird. Oft wird auch der Begriff „Saccharomyces cerevisiae“ als Synonym genutzt. Allerdings beschreibt die Bezeichnung eben lediglich die Gattung des Hefepilzes und nicht genau, um welche Art es sich handelt. Diese Hefepilze sind durch ihre Fähigkeit, Zucker je nach Sauerstoffverfügbarkeit entweder in Alkohol oder in Kohlendioxid und Wasser umzuwandeln, zum Beispiel in der Herstellung von eben Bier, aber auch Wein und Brot unverzichtbar.
Auf dem deutschen Markt wimmelt es immer mehr von ganz unterschiedlichen Hefen dieser Gattung. Unter anderem Lebendhefen, Backhefen, Ethanolhefen, die sogenannte „cultured yeast“ (doppelt fermentierten Hefen), Torulahefen aus Holzfasern oder Kluyver – Hefen aus Milch werden künstlich in Fermentationsbecken (biotechnologischer Prozess) hergestellt, vermehrt und abgeerntet. Ursprünglich wurden und werden vor allem Nutztiere gefüttert, doch zunehmen sind sie auch im Pferdebereich zu finden. Diese Hefen haben entsprechend ein anderes Einsatzgebiet und eine andere Wirkung als die traditionelle - echte Bierhefe und werden doch oftmals über einen „Kamm gezogen“.
Gerade bei der sog. „cultured yeast“, der doppelt fermentierten. Diese wird teils für Produkte in den USA hergestellt bzw. verwendet. Oftmals werden beim Herstellungsprozess genmanipulierte Rohstoffe (Getreideschlempen) genutzt. Diese Schlempen werden mit Hefen geimpft und „bebrütet“. Dann werden sie gemeinsam abgetrocknet und verpackt. Die in der Werbung versprochenen „Hefen und metabolische Bestandteile der Hefen“ sind entsprechend behandelte Getreideschlempen, die als Getreideauszug im Umkehrschluss ein Ungleichgewicht der Darm-Mikrobiota sowie Blähungen im schlimmsten Fall fördern statt verbessern.
Auffällig ist auch, dass teils immer wieder die handelsüblichen Brauhefen (obergärige, bzw. untergärige) oder Backhefen als alternative Ergänzung für Pferde mit Magen- Darmproblemen empfohlen werden. Backhefe, wie aus den Kühlregalen der Supermärkte oder die trockene Variante zum Herstellen von Hefeteig, besteht aus einer aktiven sowie vermehrungsfähigen Gattung. Diese setzen selbst unter anaeroben Bedingungen große Mengen an CO2 frei und die Hefebakterien vermehren sich (Gärung) stark. Bei Pferden führen diese vermehrungsfähigen Hefen zu massiven Blähungen, Magen- und Darmbeschwerden sowie kolikartigen Symptomen und sollten deshalb keinesfalls in dieser Form verfüttert werden.
Die Lebendhefen
Zur Optimierung der bakteriellen Mikrobiota werden vielfach Probiotika eingesetzt, um beispielsweise den potenziell negativen Einfluss stärkereicher Rationen zu minimieren. Für das Pferd sind in der Europäischen Union zurzeit neben Milchsäurebakterien lediglich einige der Stämme der Hefe Saccharomyces cerevisiae als Probiotikum zugelassen.
Die Fütterung von dieser Lebendhefe hat sich mittlerweile zum starken Trend entwickelt. Es wird damit geworben, dass Lebendhefen eigens für die Fütterung hergestellte lebende Hefepilze sind. Auch sie besitzen eine hohe Resistenz gegenüber der Magensäure des Pferdes und gelangen nahezu unbeschadet bis in den Dickdarm des Pferdes. Hier nehmen sie insbesondere im Blind- und Dickdarm aktiv Einfluss auf die Mikrodarmflora des Pferdes. Die Wirkungsweise bzw. die Wirkung auf das Pferd unterscheiden sich jedoch deutlich. Es handelt sich um lebende, aber nicht vermehrungsfähige Mikroorganismen.
Sie soll laut Studienlage helfen, Raufaseranteile im Futter aufzuschließen (besonders dann, wenn zugleich viel Stärke in der Ration enthalten ist) und krankheitserregende Bakterien und Substanzen unschädlich zu machen. Diese Studienlage basiert jedoch auf Untersuchungen an Masttieren, die bei Hefefütterung erwiesenermaßen schneller an Gewicht zulegen und ein stärkeres Immunsystem entwickeln. Zwischen Wiederkäuern, also (Nutz-)Tieren mit mehreren Mägen, und Monogastriern, Tieren mit nur einem Magen, besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied bei dem Einfluss auf den Verdauungsstoffwechsel. In-vivo-Studien bei adulten Pferden konnten jedoch keine eindeutigen Effekte einer SC-Supplementation nachweisen.
In einer natürlichen Darm-Mikrobiota werden die Hefen dieses Stammes zudem gar nicht gefunden, gehören also eigentlich gar nicht in unsere Pferde. Oftmals schlagen sie bei akuten Durchfällen, Kotwasser o.ä. zunächst gut an, verschlimmern die Gesamtsituation in der Folge jedoch. Neben anderen negativen Effekten können sie damit sogar die gewünschten und benötigten Darm-Mikroorganismen verdrängen.
Grundsätzlich ist wichtig, dass lebende Hefekulturen laut Futtermittelrecht als Zusatzstoffe (zootechnische oder technologische) mit Angabe KBE gekennzeichnet werden. An der jeweiligen numerischen Endung (EU-Zulassungsnummer) kann man erkennen, ob diese auch aktiv, d.h. probiotisch sind und ob sie für Pferde zugelassen wurden. Häufig findet man auch den an die englische Bezeichnung angelehnten Term „Yea Sacc“ in der Deklaration.
Die echte Bierhefe
Die echte Bierhefe ist deutlich abzugrenzen von der Lebendhefe. Sind die Hefen getrocknet bzw. vor allem erhitzt worden, werden sie inaktiv und können schon nach kurzer Zeit nicht mehr zum Brauen eingesetzt werden. Echte Bierhefe ist also nicht mehr aktiv und kann, anders als oftmals behauptet, auch im Darm nicht mehr aktiviert werden. Sie dient den Darm-Mikroorganismen als Präbiotikum, bei dem es sich laut FAO/WHO um „unverdaubare Nahrungsbestandteile handelt, die das Wachstum von schon vorhandenen nützlichen Bakterien fördern, um die Gesundheit des Wirtes zu verbessern“.
Beim Pferd zählen unter anderem Lactobazillen, zu den gesunden Darmbakterien. Auch Bakterien des Stammes Firmicutes und der Stämme Verrucomicrobia bzw. Bacteroidetes sind zu großen Teilen in der gesunden Darm-Mikrobiota zu finden. Insbesondere Beta-Glucane unterstützen präbiotisch im Darm des Pferdes. Die Ballaststoffe haben in Studien gezeigt, dass sie das Immunsystem des Pferdes stärken, da sie die Aktivität der Makrophagen (Fresszellen) anregen.
Bierhefe ist darüber hinaus ein sehr wirkstoffreiches Futtermittel. Sie zeichnet sich durch einen hohen Anteil an B-Vitaminen, Aminosäuren, Enzymen und Mineralstoffen aus, die vom Körper aus der natürlichen Quelle mit hoher Bioverfügbarkeit aufgenommen werden können.
Die Bierhefe enthält die Vitamine B1,2,3,5,6,9 und Biotin (B7). Diese sind Bestandteile vieler Enzyme, die im Stoffwechsel benötigt werden. Aber sie sind auch wichtig für Hufe, Haare, Nerven und Haut. Unter anderem die Mineralstoffe Kupfer, Mangan, Selen, Zink und Eisen liegen in natürlichen Verbindungen vor. Darüber hinaus ist Cholin ein wichtiger Baustein für Leberzellen und unterstützt deswegen die natürlichen Regenrationsvorgänge der Leber, wenn sie überlastet war oder ist. Aber er unterstützt auch im Entgiftungsprozess den Transport der Toxine in der Leber.
Bierhefe enthält einen Gesamtproteingehalt von 40 bis 50 %. Zudem weist Bierhefe ein sehr gutes Aminosäuremuster von Lysin, Methionin, Cystin, Threonin und Tryptophan auf. Aminosäuren im Allgemeinen sind an einer Vielzahl von lebenswichtigen Stoffwechselprozessen u.a. am Huf- und Haarwachstum beteiligt, werden im Gehirn und im zentralen Nervensystem benötigt und sind Bausteine für gesunde Knochen, Knorpel und Bindegewebe.
Vor allem Lysin, Methionin und Threonin sind wichtige Aminosäuren für den Muskelstoffwechsel der Pferde. Sie werden als Eiweißbausteine für den Muskelaufbau benötigt. Insbesondere für ältere Pferde und für Pferde mit Problemen im Muskelstoffwechsel wie bei verschiedenen Formen einer equinen Myopathie (PSSM2) kann Bierhefe eine wertvolle Ergänzung darstellen. Bei PSSM1 sollte aufgrund der enthaltenen Phytinsäuren Vorsicht geboten werden.
Die Hefezellwände der Bierhefe enthalten u.a. Mannanoligosaccharide (MOS), die ebenfalls wertvolle Präbiotika sind und als Toxinbinder zum Einsatz kommen. Auf die MOS wird im Einzelnen noch näher eingegangen. Auch zur Fütterung von inaktivierter, echter Bierhefe gibt es verschiedene Untersuchungen.
Ein im Jahr 2012 durchgeführter vier- bis sechswöchigen Praxistest mit mehr als 200 Pferdehalter*innen kam dabei zu einem sehr positiven Ergebnis. Nach der Fütterung eines Ergänzungsfutter auf Bierhefe-Basis beschrieben 84 % der Pferdehalter*innen einen positiven Einfluss auf die Verdauung.
Positive Effekte auf Fell und Hufe sahen 70 %, während 62 % einen Einfluss auf eine bessere Muskulatur, verbesserte Lockerheit und Ruhe beschrieben. Aufgrund der Inhaltsstoffe (Polyphenole) des Hopfens, welcher nur der echten Bierhefe im Brauprozess zugegeben wird, konnte eine bakteriostatische Wirkung nachgewiesen werden.
Die inaktive Bierhefe ist ein Einzelfuttermittel für Pferde. Diese wird in den Inhaltsstoffen bzw. in der Zusammensetzung direkt aufgeführt. In der Regel wird reine Bierhefe als feines Pulver angeboten. Sie hat einen angenehmen nach Brot riechenden, leicht säuerlichen Geruch. Der Geschmack ist etwas bitter, was viele Pferde gut annehmen. Verantwortlich dafür sind die Bitterstoffe des Hopfens, die die Bierhefe während des Brauprozesses annimmt.
Oft ist Bierhefe die Basis eines Mineralfutters. In Kombination mit weiteren natürlichen Quellen von verschiedenen Mikronährstoffen wie unter anderem Algenkalk und Seealgenmehl, Sonnenblumenpresskuchen oder Traubenkernmehl kann so eine optimale Versorgung des Pferdes an Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen gewährleistet werden.
Verträglichkeit
Auch, wenn echte Bierhefe in der Regel gut verträglich ist, reagieren wenige Pferde auf bierhefehaltige Produkte. Es kann zu Kotwasser oder vermehrten Blähungen kommen. In dem Fall sollten die Ergänzungen abgesetzt werden.
Aufgrund des relativ hohen Gehalts an Phytinsäure in der Bierhefe und auch im Biertreber sollten keine stark über der Empfehlung liegende Mengen über längeren Zeitraum verfüttert werden, insbesondere dann, wenn darüber hinaus Kleieprodukte (Weizenkleie, Reisschalenkleie) oder größere Mengen an Kraftfutter verfüttert werden. Phytinsäure kann bei (sehr) übermäßiger Fütterung zu der Beeinträchtigung der Resorption von Zink, Mangan, Kupfer oder Eisen führen.
Hinweis: Für Pferde mit PSSM1 ist Bierhefe eher ungeeignet. Hufrehe-Pferde sollten bei reiner Bierhefe-Fütterung an der unteren Grenze liegen.
Biertreber
Der Biertreber ist ebenfalls ein „Abfallprodukt“ des Brauvorgangs. Hierbei handelt es sich um die von der Bierwürze getrennten flüchtigen Bestandteile (Treber = Trester). Er wird nach dem Maischprozess geläutert und besteht aus ungelösten Proteinen, den ungelösten Anteilen der Gerste oder des Weizens (Spelze) sowie Malzbestandteile.
Der Biertreber ist sogar deutlich eiweißhaltiger als die reine Bierhefe. Auf Basis der Getreiderückstände werden häufig fälschlicherweise hohe Stärkegehalte vermutet. Diese sind aber durch die vorangegangene Vergärung der Stärke sehr gering. Im Gegenteil weist er einen recht hohen Ballaststoffanteil auf.
Während reine Bierhefe sehr gut verträglich ist, scheinen generell anfälligere Pferde etwas prädestinierter für eine Reaktion auf den Biertreber zu sein. Biertreber wird häufig mit Bierhefe gemischt gefüttert. Diese Kombination hat eine gröbere Struktur und findet durch den milden Geschmack eine gute Akzeptanz bei Pferden. Bei der Biertreber-Hefe ist die Bierhefe an den Biertreber gebunden (meist im Verhältnis 40:60).
Der Gehalt an Nähr- und Vitalstoffen ist bei der reinen Bierhefe ist entsprechend höher als bei der Biertreber-Hefe. Diese hat dafür einen höheren Gehalt an ballaststoffreicher Rohfaser. Rein futtermittelrechtlich gehört auch der Biertreber zu den Einzelfuttermitteln. Sollte die Bierhefe mit Biertreber versetzt sein, so muss dies ebenfalls in den Inhaltsstoffen angegeben werden, in der Regel wird dann die BT-Hefe oder Bierhefe BT ausgelobt.
Mannanoligosaccharide (MOS)
Die ihrer Struktur nach als komplexe Kohlenhydratverbindungen werden aus den Hefezellwänden gewonnen. Sie gehören ebenfalls zur Gruppe der Präbiotika und können damit die Verdauung unterstützen und das körpereigene Immunsystem, besonders von Jungtieren, auf natürliche Weise stimulieren. MOS können dazu beitragen, die bakterielle Besiedlung des Darms im gesunden Gleichgewicht zu halten, und gilt zudem als wertvoller Zink-Lieferant.
Außerdem sollen sie die Ausbreitung von unerwünschten Keimen im Darm hemmen und die natürliche Schleimhautbarriere des Darms stärken. MOS binden und inaktivieren unerwünschte Stoffe wie Mykotoxine bzw. Krankheitserregern. Darüber hinaus kann ihnen eine positive Wirkung auf Entzündungsmarker (Interleukine) und damit sogar auch ein positiver Effekt auf die Reduktion von chronischen Entzündungen zugesprochen werden.
Diese Eigenschaft kann Erholungs- und Regenrationsphasen unterstützen. Auch Effekte auf gewichtsinduzierte Insulinresistenzen konnten beobachtet werden. MOS sind sehr gut verträglich und werden oftmals sogar dann vertragen, wenn die Pferde auf reine Bierhefe empfindlich reagieren.
Sie binden weit mehr Mykotoxine und meist auch noch effektiver als Gesteinsmehle. Besonders die Kombination aus Gesteinsmehlen und MOS bietet eine sehr gute Grundlage für einen breit aufgestellten Toxinbinder. MOS werden in der Regel ebenfalls alleinig unter dem Begriff „Bierhefe“ deklariert.
Bierhefe – Richtwerte für eine Fütterungsmenge
Damit das Pferd die wertvollen Inhaltsstoffe der Bierhefe nutzen kann, aber nicht zu viel des Guten bekommt, ist eine angepasste Fütterungsmenge wichtig. Ponys bekommen 30-70 Gramm, Großpferden kann eine Menge 50-100 Gramm verfüttert werden.
In Akutfällen kann die Fütterungsmenge kurzzeitig sogar verdoppelt werden. Wird Bierhefe, Bietreber oder MOS als Inhaltsstoff in einer Ergänzungsfuttermischung verwendet, sollte die Empfehlung des Herstellers beachtet werden. Eine zeitweise zusätzliche Ergänzung von Bierhefe bei Kotwasser, Blähungen und Co. ist in den meisten Fällen überhaupt kein Problem.
Fazit
Die Tatsache, dass in Deutschland sämtliche Hefen unabhängig von ihrem Gebrauch und ihrer Herstellung nach ihrer Gattung bezeichnet werden, führt zu Missverständnissen, durch die die Bierhefe immer wieder als kontraproduktiv bei Verdauungsstörungen in die Diskussion gerät.
Zur Fütterung von Pferden sollte lediglich die echte Bierhefe, MOS und evtl. Biertreber zum Einsatz kommen. In der Deklaration von Futtermitteln lässt es sich teilweise nicht auf den ersten Blick erkennen, was genau hinter der enthaltenen „Saccharomyces cerevisiae“ steckt. Grundsätzlich werden lebende Hefekulturen laut Futtermittelrecht als Zusatzstoffe (zootechnische oder technologische) gekennzeichnet.
Die inaktive Bierhefe, die ein Einzelfuttermittel für Pferde darstellt, wird in den Inhaltsstoffen/in der Zusammensetzung direkt aufgeführt. Sollte die Bierhefe mit Biertreber versetzt sein, so wird die Bierhefe oft durch ein „BT“ ergänzt. Bei Unsicherheit sollte man im Zweifel den Hersteller des jeweiligen Ergänzungs- oder Einzelfuttermittels kontaktieren.
Echte Bierhefe und MOS aber auch Biertreber sind hervorragende Quellen für eine Vielzahl an Nährstoffen, können die Dünn- und Dickdarmverdauung unterstützen und somit die Wirk- und Nährstoffverwertung fördern. Damit wird gleichzeitig auch die Aufnahmefähigkeit von Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen in den Stoffwechselkreislauf der Pferde verbessert. Vor allem MOS sind dazu sehr gut als Toxinbinder geeignet.
Natürlich ist Bierhefe kein Wundermittel, das bei Ergänzung in der Fütterung Krankheitsbilder, die teilweise über einen langen Zeitraum manifestiert wurden, innerhalb kürzester Zeit beseitigt. Dennoch stellt echte Bierhefe, MOS oder auch Biertreber für viele Pferde eine ideale Ergänzung zur Unterstützung des Fellwechsels, zur Vorbeugung von fütterungsbedingten Durchfällen oder Kotwasser z.B. beim Anweiden sowie bei einem allgemein schwachen Verdauungssystem als auch in Phasen großer Stressbelastung und als zusätzlicher Lieferant hochwertiger essenzieller Aminosäuren dar.
Obwohl in der Bierhefe auch Mengenelemente wie Magnesium und Natrium sowie Spurenelemente wie Jod, Zink und Selen nachzuweisen sind, kann sie ein Mineralfutter nicht ersetzen, aber eine gute Basis für dieses sein. Um die Darm-Mikrobiota zudem nachhaltig zu unterstützen, bleibt vor allem ein insgesamt auf die Bedürfnisse des Pferdes zugeschnittenes Haltungs- und Fütterungsmanagement wichtig.
Der Fokus sollte auf einer adäquaten und leistungsangepassten Rationsgestaltung, die vor allem raufutterreich mit mindestens täglich 1,5 kg Trockensubstanz/100kg KM (Gras,Heu oder je nach Verträglichkeit evtl. Heulage) gestaltet wird, liegen. Zu dieser zählt auch die Restriktion der Stärkeaufnahme auf maximal 100 g/100 kg KM pro Mahlzeit sowie eine einwandfreie Futtermittelhygiene. Auf diese Weise kann eine Basis für eine erwünschte und stabile Mikrobiota beim Pferd geschaffen werden.